Rafting auf dem Río Güejar, Meta
Eins meiner absoluten Kolumbien-Highlights!
Marten und mein Tag begann mit einem mageren Frühstück, da wir in unserer Unterkunft auf eine Küche verzichten müssten. Es gab Wasser, Früchte und Nüsse. Weil wir relativ früh am Ort des Veranstalters erscheinen mussten, passte uns das ganz gut. Wir hatten uns am Abend zuvor per Whatsapp zum Rafting angemeldet. Wie so vieles in Kolumbien, ging auch das ganz problemlos über Chat.
Als wir an der Halle von “Tourem”, dem Veranstalter, ankamen, zahlten wir schnell, rüsteten uns aus und fuhren zum Fluss. Auf dem Weg lernten wir Jannick, seine kolumbianische Freundin und einen weiteren deutschen Kumpel kennen. Sie haben sich eine Finca in der Kaffeeregion Kolumbiens gekauft und vertreiben hier inzwischen ihren eigenen Kaffee und vermieten Zimmer in ihrer Finca. Dass das mehr oder Weniger meinem Traum entspricht, klatschte relativ kurz nach der Trennung von Gabriela richtig rein. In einem anderen Zeitstrang hätte ich das sein können, so fühlte es sich an.
Dank der wasserfesten Handyhülle, konnte ich gar wunderbare Winkel beim Selfiemachen für mich entdecken, später im Wasser erwies sie sich dann als deutlich sinnvoller!
Nach einer kurzen Einweisung stachen wir in See. Während der ersten hundert Meter machte uns unser Kapitän auf die verschieden Jahreszeiten und deren Unterschiede aufmerksam. Glücklicherweise waren wir nicht in der Hauptsaison dort. In der Hauptsaison fasst der Río Güejar deutlich mehr Wasser, was das Rafting um einiges extremer macht. Für mich war es in der Nebensaison perfekt! Wie immer hatte ich meine Augen nämlich überall & sog die Natur, die Atmosphäre, die Ruhe, ach den empfundenen Seelenfrieden in mich ein. Hinzu kommt, dass wir uns den Fluss mit nicht mehr als 3 oder 4 weiteren Schlauchbooten teilten, wir uns also nicht wie die letzten Massentouristen vorkamen.
Ich kann mich an keinen einzigen Plastikpartikel im Wasser oder am Ufer erinnern - kannst du dir das vorstellen??? Einmal in der Natur sein ohne diesen Hass auf seine Mitmenschen zu empfinden, unbezahlbar…dabei sollte es normal sein seinen Drecksmüll wieder mit nach Hause zu nehmen, oder?
Einer der kleineren Wasserfälle während des Raftings.
Unsere 7er-Truppe machte sich also so langsam auf den Weg durch die vom Fluss über die Jahrhunderte zerfressene Schneise. Diese mehrere zehn Meter tiefe Schlucht, in der wir uns befanden, strotzte nur so vor Leben. Das Blattgrün erstrecke sich über die volle Höhe - das erste Mal in meinem Leben kam ich mir vor wie im Dschungel. Abgetaucht im tiefsten Grün erklärte man uns, dass an eine Tour, wie die Unsere, vor 5 Jahren nicht zu denken war. Die Geschichte der Farc-EP führt uns zu ebendieser Schlucht, in der wir uns befanden. So war es praktisch jedem zivilen Metense untersagt sich auf oder neben dem Fluss aufzuhalten, zu fischen oder sonstiger Tätigkeiten nachzugehen, da der Fluss mitsamt seiner Schlucht von der Guerilla als Stützpunkt missbraucht wurde. Unser Reiseleiter blew my mind, als er erwähnte, dass viele Einheimische bis vor Kurzem gar nicht wussten, was für ein Naturwunder außerhalb ihres Ortes auf sie wartete. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen: Leute vor Ort lebten ihr halbes Leben, ohne je auch nur ein Auge auf den Fluss geworfen zu haben. Diese Vorstellung machte mich irgendwie traurig und wütend zugleich.
Als sich unsere Reise fortsetzte, passierten wir zwei kleinere Wasserfälle und machten kleinere Stopps vor ihnen, bis es ein wenig später für uns dann das erste Mal ins kühle Nass ging
Nachdem wir uns gegenseitig zurück ins Boot gezogen hatten, hieß es für uns wieder paddeln, paddeln, paddeln! Als nächstes stand das erklärte Highlight der Fahrt auf dem Plan - die Titanic. Doch zuerst mussten wir uns noch durch einige Stromschnellen navigieren.
Die Titanic ist ein enormer freistehender Fels, der aus unserer Perspektive wie der Bug eines Schiffs anmutete, an dem sich der tükisblaue Fluss entlangschlängelt.
Nach einer kleinen Pause, die wir für Fotos und zur Stärkung nutzten, ging es für uns wieder zurück aufs Wasser. Unser nächstes Ziel sollte mindestens genauso eindrucksvoll sein. Auf dem Weg zum größten Wasserfall der Tour bekamen wir noch einmal die Chance ins Wasser zu springen. Ganz in der Nähe befand sich ein kleiner, tröpfelnder Wasserfall unter dem wir durchschwimmen konnten. Ich schwamm gleich zweimal durch, weil es so schön war <3
Ein wenig später legten wir wieder an Land an. Wir schlugen uns durchs Grün, liefen durch kleine Bäche, umzingelt von mehreren zehn Meter hohen Wänden bis wir vor diesem riesigen Wasserfall standen. WOW!
Die kleine Tour durchs Dickicht war eine willkommene Abwechslung, die dazu auch noch belohnt wurde! Jeder von uns konnte sich für eine Dusche unter den Wasserfall stellen. Das Wasser wog durch den metertiefen Fall so einiges!
Nachdem wir zurück zum Boot gekraxelt und in See gestochen sind, befanden wir uns auf der Zielgeraden. Ein paar Stromschnellen später öffnete sich die Schlucht und wir wurden mit einer wunderschönen Aussicht belohnt! Wir sahen Affen am Rande der Schlucht und Fische im Wasser um uns herum.
Der Blick zurück, von wo wir kamen.
Zu guter Letzt gab es für uns noch ein gemeinsames Mittagsmenü, bestehend aus im Ganzen frittiertem Fisch, Reis, Bohnen, Salat und Saft.
Danach machten wir uns mit dem Jeep auf den Rückweg nach Mesetas.
Für mich war dieses Naturerlebnis mitsamt seiner Geschichte eine glatte 10 von 10!