Mesetas, Meta
Den Plan war nach Meta zu fahren und den Cañon del Rio Güejar mit eigenen Augen zu bestaunen. Nachdem Marten und mir eine Pauschalreise auf Instagram angezeigt wurde, packte uns der Ehrgeiz die Reise zu diesem scheinbar atemberaubenden Ort in die eigene Hand zu nehmen. Pauschalangebote, die einen von Anfang bis Ende durch die Erfahrung lotsen, sind nicht wirklich unser Ding.
Für die Weiterfahrt aus San Gil zum Wunschziel Mesetas fragten wir in unserem Hostel nach den Möglichkeiten, die uns geboten wurden. Glücklicherweise besteht eine Busverbindung zwischen San Gil und Villavicencio, der Hauptstadt des Departamentos Meta. Während der Fahrt kamen wir am Nationalpark Chingaza und seinen mit Nebel bedeckten Wäldern vorbei, später wurde die es deutlich Ländlicher - ein Zeichen, dass wir uns in los Llanos befanden. Los Llanos beschreib ein enorm großes, von Weideland geprägtes Gebiet, dass sich über Teile Kolumbiens und Venezuelas erstreckt. Weideland letztendlich vor allem aufgrund von Waldrodung.
In Villavicencio gab es erstmal Frühstück am Busbahnhof. Rührei, Arepa, Reis und vor allem Aji picante, also hot sauce. Natürlich durfte auch der Tinto nicht fehlen. Tinto ist ein an jeder Ecke verfügbarer schwarzer Kaffee, der mit genug Zucker verfeinert wird, dass der eher niedrigen Qualität der Bohne und deren starker Röstung etwas die Kraft genommen wird. Ein Becher kostet normal zwischen 1.000 und 2.000 kolumbianischen Pesos.
Während der Weiterfahrt fing ich an mich etwas mehr in die Region einzulesen. Hierbei stieß ich das erste mal auf die Guerilla-Thematik vor Ort. Ich las einen kolumbianischen Zeitungsartikel, der mir erklärte, dass nur wenige Monate zuvor eine Gruppe mehrerer hundert Ex-Guerillas und ihre Familien, die im Zuge des Paz totals den Friedensvertrag mit der Regierung Gustavo Petros unterschrieben haben, vor der Gewalt der Dissidenten der Farc fliehen mussten.
Paz total - Totaler Frieden / Frieden zwischen dem kolumbianischen Staat und verschiedenen Guerrillagruppen.
Dissidenten der Farc - Verweigerer des Friedensvertrags, immer noch im bewaffneten Konflikt.
Dieser Ort befand sich lediglich 50 Kilometer mit dem Auto von unserem Ziel entfernt. Also stieg ich tiefer in das sogenannte rabbit hole und fing an mehr herauszufinden. So war die Region um Mesetas bis zu den Friedensverhandlungen eine Hochburg und ein strategisches Zentrum der Farc. Ich stieß auf einen Artikel, der von einer in Mesetas durchgeführten Waffenamnestie schrieb, trotzdem scheinen noch immer einige Friedensverweigerer unterwegs zu sein. So bringt der bewaffnete Konflikt in Kolumbien noch heute Familien zur Landflucht.
Als Marten und ich endlich in Mesetas angekommen waren, machten wir uns auf die Suche nach unserer Bleibe - “Tawetana Cabañas”. Nach dem Entladen unseres Gepäcks und ein paar Spielchen mit dem Hund gingen wir an den Fluss, eher in den Fluss, da wir uns mitten ins teils trockene Flussbett stellten. Nach einer Weile am Fluss suchten wir uns was zu Abendessen.
Und unsere Wahl sollte auf eines der Besten Asados meines Lebens fallen. Der Laden war schon kurz vorm Schließen und es befanden sich nur noch Reste von dem, was mal die Rippen einer Kuh waren, am Grill.
Bis auf gekochten Yucca und gegrilltes Rind stand hier nichts auf der Speisekarte. Und das zurecht! Wer so gute Rinder züchtet und sie so lecker zubereiten kann, der sollte sich von nichts anderem ablenken lassen. Jedes Stück Fleisch hatte so einen intensiven Geschmack und war so saftig. Das Einzige, was das übertraf, war das viele Fett, das er uns gab! Ich bekomme Hunger beim Schreiben haha
Unser Abendessen beim Asadero “La Talanquera”
Wir ließen den Tag entspannt ausklingen, denn tags darauf sollte der große Spaß beginnen: Unsere Rafting Tour auf dem Rio Güejar!
Wir buchten die Tour bei “Tourem” für 230.000 Kolumbianische Pesos pro Person. Sie war ihr Geld allemal Wert! Für mich war es eines der besten Erlebnisse seit langem, die Natur auf diese immersive Art und Weise zu erleben.
Etwas mehr dazu findet ihr im dazugehörigen Blogbeitrag.
Da der Fluss je nach Saison ein ganz anderes Gesicht zeigt und ich auch sonst noch viele schöne Orte und interessante Geschichten erwarte, will ich unbedingt wieder zurück in die Region. Nächstes Mal vielleicht nicht ins konservative, erzchristliche Mesetas.
Auf unserer Weiterreise zur Tatacoa-Wüste machten wir einen kurzen Stopp in Bogotá, um Marten auch mal die Hauptstadt zu zeigen. Meine Dusche in Bogota sollte die Erste mit warmem Wasser seit über 6 Monaten sein…